Entstehung von Erkrankungen durch inneren Stress

Allein durch die noch bis in die 70er, 80er, 90ger Jahre und in Teilen bis heute erfolgenden Ratschläge und Weisungen, Babys und Kleinkinder nachts oder auch tagsüber schreien zu lassen, hinterlassen Traumastörungen. Wir alle haben essentielle Grundbedürfnisse nach Bindung und Aktzeptanz unseres So-Seins, unseres authentischen und individuellen Ausdrucks inneren Erlebens. Viele von uns haben Mütter, die ihre Babys schreien ließen; diese Mütter haben meist selbst keinen Kontakt zu ihren Gefühlen, weil auch sie durch ihre Eltern traumatisiert und dadurch von ihrem inneren Erleben abgeschnitten wurden. Diese Trennung von den eigenen Gefühlen, die als Notprogramm automatisch abläuft, hat mehrere Ursachen, zu nennen wären hier alle Kriege dieser Welt mit ihren Vorläufern und Konsequenzen. In diesem Kontext sind die Konsequenzen besonders im inneren Erleben zu sehen: im seelisch-emotionalen nicht-bewältigen können der überwältigenden Ereignisse. Die Folge der Traumatisierung ist ein Abschalten der Gefühle, was später zu einem Mangel an Empathie führt. Die Einfühlung in ihre Babys, die auf Bindung und Regulation ihrer noch unreifen Nervensysteme dringend angewiesen sind, geschieht nicht oder nicht ausreichend. Findet die Bindung in der Geborgenheit der menschlichen Zugewandheit und des Trostes nicht statt, erfolgt wiederum automatisch ein Abschneiden von den eigenen Befürfnissen des Babys nach Nähe und damit einhergehenden Gefühlen. Babys weinen sich in den Schlaf oder steigern sich in ohnmächtige Verzweiflung, wodurch ihr Nervensystem unreguliert bleibt. Das wiederum führt zu geringerer Resilienz, also der Fähigkeit, mit Stress umzugehen.

In der entscheidenden Prägunsphase der ersten Lebensjahre wird also kein ausreichend resilientes Nervensystem etabliert. Das bedeutet, das System ist anfällig für Stress jeglicher Art und Form. Auf einer anderen Ebene als das des Nervensystems entstehen unsere Glaubenssätze entlang unserer Wahrnehmung des Erlebten, die ja unter dem Einfluss von dereguliertem Stress steht. Die Prägungen der ersten Lebensjahre sind von großer Relevanz, in den weiteren Jahren spuren sich die Erlebnisse und Erfahrungen unter dieser geprägten Wahrnehmung tiefer ein und bestätigen die eigene Haltung. Die Glaubenssätze und Einstellungen dem Leben gegenüber, die immer subjektiv und auf das eigene eingeprägte Erleben bezogen sind, sind eine weitere einschränkende Filterebene, die uns von Zufriedenheit, Gesundheit, Glück entfernt hält.
Auf die Dauer von Jahren und Jahrzehnten wird dadurch das Immunsystem immer mehr angegriffen. Durch die vermehrte Cortisolausschüttung aufgrund von Stress können Ablagerungen in bestimmten Regionen des Gewebes entstehen; mögliche Folgen sind die oben genannten Erkrankungen bis hin zur Alzheimererkrankung.

Ich beziehe mich auf aktuelle Forschungen und mit großer Wertschätzung auf die Erfahrung, Beobachtung und Erkenntnisse des kanadischen Arztes Gabor Maté, ausgewiesener Experte zu den Themen Sucht, Stress und kindliche Entwicklung.

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